Schilddrüsenvergrößerung (Struma)

 

Eine Vergrößerung der Schilddrüse, der sogenannte Kropf oder Struma, wird in vielen Fällen durch einen dauerhaften akuten Jodmangel im Körper ausgelöst. Während in vergangenen Jahrzehnten Betroffene mit einer äußerlich sichtbaren Vergrößerung der Schilddrüse in der Größe eines Tennisballs in deutschen Arztpraxen zu finden waren, verläuft die Struma-Bildung in der heutigen Zeit eher dezent.

In vielen Fällen ist es selbst für den behandelnden Mediziner kaum möglich die Vergrößerung optisch zu erfassen oder bei der anschließenden Untersuchung mit den Fingern zu ertasten. Experten gehen jedoch davon aus, dass ein Drittel der deutschen Bevölkerung unter einer leicht vergrößerten Schilddrüse leidet.

 

Mangel an Jod

 

Als wichtiges Organ übernimmt die Schilddrüse die Produktion der beiden Hormone T-3 (Trijodthyronin) und T-4 (Thyroxin), die eine entscheidende Rolle in der Regulierung des Stoffwechsels sowie des Kreislaufs übernehmen. Um die wichtigen Schilddrüsenhormone zu produzieren, benötigt der Körper eine angemessene Menge des Spurenelements Jod sowie Eiweiß.

Da die körpereigenen Zellen Jod nicht selbst produzieren können, muss der Mensch bei seiner Ernährung auf eine stetig ausreichende Jodzufuhr achten, um Kreislauf und Stoffwechsel in Schwung zu halten.

In vielen Fällen ist jedoch die ausreichende Jodzufuhr durch die Nahrungsaufnahme nicht möglich, da die Bundesrepublik wie einige andere westeuropäische Länder als Jodmangelgebiet gilt und somit die Lebensmittel selbst nur über einen geringen Jodgehalt verfügen.

Abbildung einer Schilddrüsenvergrößerung - Struma

Abbildung starker Schilddrüsenvergrößerung (Struma)

Um den Jodmangel auszugleichen, reagiert die Schilddrüse mit einer vermehrten Zellbildung, die eine Vergrößerung des Organs zur Folge hat, die sogenannte Struma (Kropf). Struma werden von Medizinern, je nach Lage und Beschaffenheit in der Schilddrüse, in unterschiedliche Kategorien eingeteilt.

 

Bei Erkrankten sind vorwiegend folgende Struma-Formen vorhanden:

  • Struma Diffusa: die Schilddrüse vergrößert sich gleichmäßig und weist keinerlei Knotenbildung auf.
  • Struma Nodosa: besonders ältere Menschen leiden an dieser Form der Schilddrüsenvergrößerung, die sich auf einzelne Bereiche der Schilddrüse beschränkt und eine Knotenbildung zur Folge hat. Ein (Struma Uninododosa) oder mehrere (Struma Multinodosa) Knoten können nicht nur ertastet werden, sondern sind häufig auch von Außen sichtbar. Während die sogenannten „kalten Knoten“ nicht mehr an der Hormonproduktion in der Schilddrüse beteiligt sind, können „warme oder heiße Knoten“ weiterhin eine normale bis große Menge an den wichtigen Hormonen T-3 und T-4 produzieren.

 



 

Symptome einer Schilddrüsenvergrößerung (Struma)

 

Eine leichte bis mittlere Vergrößerung der Schilddrüse muss nicht immer mit klar erkennbaren Symptomen oder Beschwerden einher gehen. In vielen Fällen bemerken Erkrankte zunächst über einen längeren Zeitraum nicht, dass ihre Schilddrüse vergrößert ist.

In fortgeschrittenem Stadium des Wachstumsverlaufs treten jedoch meist die ersten Symptome als klare Alarmsignale auf. Vom typischen Kloß im Hals Gefühl in der Schilddrüse bis hin zur Atemnot weisen zahlreiche Anzeichen auf eine Vergrößerung hin.

Folgende Beschwerden können auftreten:

  • Schluckstörungen
  • Plötzlich auftretende Heiserkeit, die über einen längeren Zeitraum anhält
  • Atemnot
  • Druck- oder Engegefühl im Hals

Hat sich im Laufe der Erkrankung noch eine zusätzliche Unterfunktion oder Überfunktion der Schilddrüse entwickelt, klagen Betroffene ebenfalls über zusätzliche Symptome der betreffenden Schilddrüsenerkrankung, wie Müdigkeit, Antriebsschwäche, Konzentrationsstörung oder eine plötzliche Gewichtsveränderung.

 

Welche Ursachen liegen einer Kropf zugrunde?

 

Eine Schilddrüsenvergrößerung kann verschiedene Ursachen haben, die man in jedem Fall von einem Arzt abklären lassen sollte. Die häufigste Ursache ist jedoch eine unzureichende Jodzufuhr, da ein Großteil der Bevölkerung mit der Nahrung keine ausreichende Menge des wichtigen Spurenelements aufnimmt.

Um diesen Mangel auszugleichen, verstärkt die Schilddrüse ihr Wachstum und es kommt zu einer Struma-Bildung. Um einer Jodmangelstruma und die damit verbundene Knotenbildung vorzubeugen, ist es somit besonders wichtig auf einen ausreichenden Verzehr von jodhaltigen Lebensmitteln zu achten.

Neben der ausschließlichen Verwendung von jodhaltigem Speisesalz zum Würzen von Speisen gibt eine ganze Reihe von schmackhaften Lebensmitteln, die über einen hohen Jodgehalt verfügen.

Die besten Jodlieferanten sind ohne Zweifel Seefische und Meeresfrüchte, die mindestens 1-2 mal pro Woche auf dem Speiseplan stehen sollten.

 

Lebensmittel mit hohem Jodgehalt:

 

Seefisch (Jodgehalt pro 100 g)

  • Schellfisch: 417 Mikrogramm
  • Seelachs: 263 Mikrogramm
  • Scholle: 192 Mikrogramm
  • Kabeljau: 120 Mikrogramm
  • Thunfisch: 50 Mikrogramm

 

Meeresfrüchte (Jodgehalt pro 100 g)

  • Miesmuschel: 130 Mikrogramm
  • Garnelen: 130 Mikrogramm
  • Austern: 120 Mikrogramm
  • Hummer: 100 Mikrogramm

 

Milch und Milchprodukte:

  • 100 ml Vollmilch: 7 Mikrogramm
  • 100 g Käse 5 Mikrogramm

 

Gemüse:

  • 100 g Spinat: 20 Mikrogramm

 

Beim Verzehr von Brot sollte man darauf achten, dass die jeweilige Brotsorte mit Jodsalz hergestellt wurde. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr mit jodhaltigem Mineralwasser ist ebenfalls eine gute Möglichkeit den Jodgehalt im Körper in geregelten Bahnen zu halten.




 

Wie verläuft die Diagnose im Fall einer Struma?

 

Leiden Erkrankte unter einem oder mehreren typischen Symptomen einer Struma, lässt sich die Vergrößerung in einigen Fällen bereits ertasten und für das bloße Auge sichtbar, optisch erfassen.

Um eine genauere Diagnose, die für die anschließenden Therapiemaßnahmen besonders wichtig ist, stellen zu können, führt der Arzt zunächst einen Bluttest sowie eine Ultraschalluntersuchung durch, die genaueren Aufschluss über die Größe der Schilddrüse sowie vorhandene Knoten geben kann.

Lassen sich bei der Ultraschalluntersuchung erste Anzeichen auf eine Knotenbildung finden, erfolgt in vielen Fällen eine Szintigraphie. Mit dieser nuklearmedizinischen Untersuchung kann der Mediziner feststellen, ob es sich um „kalte“ oder „warme“ Knoten handelt. Während „warme Knoten“ meist über eine aktive Hormonproduktion verfügen, können „kalte Knoten“ mit einer nicht mehr vorhandenen Aktivität zu Schilddrüsenkrebs führen.

Bei einem auffälligen Befund entscheidet sich der behandelnde Arzt in einigen Fällen für eine Punktion, bei der Zellengewebe entnommen und mikroskopisch auf Gut- oder Bösartigkeit untersucht wird.

 

Nach den Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterteilen Experten Erkrankte auf einer Skala nach unterschiedlichem Struma-Grad ein:

  • Grad 0a: keine Struma
  • Grad 0b: Struma ist tastbar, aber nicht sichtbar
  • Grad I: die Struma ist tastbar und bei zurückgenommen Kopf auch sichtbar
  • Grad II: die Struma ist auch bei normaler Kopfhaltung sichtbar
  • Grad III: große Struma, die auch aus größerer Entfernung sichtbar ist

 

Welche Therapiemaßnahmen stehen zur Verfügung?

 

Die Behandlung der diagnostizierten Schilddrüsenvergrößerung ist, je nach Befund und Diagnose, bei jedem Erkrankten individuell verschieden. Eine große Struma, die bereits über einen längeren Zeitraum hinweg besteht, starke Beschwerden verursacht und nicht mit einer Medikation erfolgreich behandelt werden konnte, wird meist durch einen operativen Eingriff komplett entfernt.

Eine Jodmangelstruma wird zunächst mit zusätzlichen Jodhaltigen Präparaten in Tablettenform behandelt. Lässt sich jedoch über mehrere Monate der Einnahme keine durchgreifende positive Veränderung im Wachstum feststellen, verabreicht der behandelnde Arzt ein zusätzliches Hormonpräparat (L-Thyroxin), das zu einer Verminderung der Struma beitragen soll.

Für eine Radiojodtherapie entscheiden sich Mediziner bei Erkrankten, die mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko behaftet sind und somit ein operativer Eingriff lebensbedrohliche Folgen haben kann. Die nuklearmedizinische Therapiemethode wird auch dann angewendet, wenn die Struma auch nach einer erfolgreichen Behandlung durch die entsprechenden Medikamente immer wieder auftritt.

 

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